Ein Blick hinter die Kulissen einer Gründerin – Teil 1
Letzte Woche gab ich einen online Workshop und wurde von Dr. Katrin Oellerich gefragt: „Céline, was ist nicht so toll am Gründen??“ – „Nichts“ antwortete ich nach kurzer Überlegung.
Etwas zum Background: Als mir die Frage gestellt wurde befand ich mich in einem online-Raum mit über 60 Teilnehmenden, denen ich meinen Input zum Thema Pitching geben durfte. Es gehört zu meinen absoluten Lieblingsthemen, inspirierten Menschen dabei zu helfen, selbst mehr Impact generieren zu können. Ein kreativer Workshop, der sie dazu in die Lage versetzt, ihre Geschäfts- und Projektideen präzise auf den Punkt zu bringen ist somit eine reine Party für mich! 😀
In dem exakten Moment der Frage war ich überaus glücklich mit meiner Entscheidung mich selbstständig zu machen und nebenbei meine Unternehmung Simply Impact aufzubauen – in dem exakten Moment war ich mittendrin dabei Etwas zu tun, das ich liebe: Mit begeisterten Menschen in Interaktion sein (wenn auch online), neue Lernerfahrungen für andere zu kreieren und zu sehen, wie sie neu Erlerntes direkt umsetzen, wie sie neue Erkenntnisse und Fähigkeiten gewinnen und ihre eigenen Geschäfts-& Projektideen auf den Punkt bringen. In diesem Moment konnte ich nichts finden, was ich nicht toll am Gründen finde. Mir fiel nichts ein, was ich in kürze hätte erklären können. Daher antwortete ich: „Nichts, nein, gerade fällt mir nichts ein – es ist toll!!“
Wir starteten mit dem Workshop, der außerordentlich erfolgreich verlief – allerdings blieb ein Gefühl, welches ich in der kurzen Situation nicht in verständliche Worte hatte fassen können.
Diejenigen, die mich kennen wissen, dass ich ein großer Fan davon bin offen und ehrlich zu meinen Gefühlen zu stehen. Sei es im privaten-, oder im business- Kontext. Es ist auch ein Wert, den ich in der Wirtschaft suche, der bisher selten zu finden ist (wenn er auch mehr und mehr die Bühne betritt, was ich immens feiere). Wonach ich unterbewusst auch immer auf der Suche war und bin, sind weibliche Gründerinnen – Vorbilder, von denen auch ich mir etwas abgucken kann, von denen ich mich inspirieren lassen kann und mir Motivation hole.
Mir ist bewusst, dass ich erst am Anfang meiner unternehmerischen Reise stehe – viele sind „weiter“ als ich, schon Jahre im Geschäft, bauen ihr zweites, drittes Geschäft auf. Gleichzeitig gibt es Menschen, die vielleicht genau den gleichen Weg wie ich erst starten und denen es hilft, mehr authentische Vorbilder zu haben. Und zwar nicht erst in 3-5 Jahren, wenn ich alles in – hoffentlich – „trockenen Tüchern“ habe, sondern schon jetzt während ich mittendrin bin. Denn mir haben genau diese weiblichen Vorbilder in meinem Umfeld gefehlt, zumindest sind sie mir früher nicht sehr präsent gewesen.
Ich merke nun immer stärker, dass es für mich keinen Grund außer die feige Stimme meines Egos gibt, meinen persönlichen Prozess des Unternehmerinnentums unter Verschluss zu halten. Ich habe mich mit Simply Impact darauf eingeschworen, selbst jeden Tag mehr der Wandel zu sein, den ich mir in der Welt wünsche – dem möchte ich nach einer kreativen Eingebung nun Folge leisten:
Hier und jetzt authentischer und ausführlicherer Input zu der Frage: Céline, was ist nicht so toll am Gründen?
- Die Selbstzweifel:
Seit ca. 1,5 Jahren betreibe ich aktiv „Aufräumarbeit“ was den Glauben an mich selbst betrifft. Als grobe und verkürzte Erklärung zu meinem aktuellen Wissen: Historisch strukturell ist unsere Gesellschaftssicht so geprägt und erwachsen, dass es normal ist für Männer zu gründen. Für Frauen jedoch nicht. Die Gesellschaft traut es ihnen nicht zu – und so traute ich es mir (unterbewusst) auch lange nicht zu. Diesen Glaubenssatz aufzudecken hat eine Weile gebraucht 😀
Mir ist dieser Trugschluss nun seit Längerem bewusst und ich konnte ihn zu Großteilen aufheben. Gleichzeitig gibt es noch weitere Facetten, an denen ich weiterarbeiten darf.
Als Selbstständige und Gründerin ist es immens wichtig, sich selbst den Mut und den Credit dafür zu geben in seine eigenen Fähigkeiten zu vertrauen. Den möglichen Zweifeln nicht zu viel Raum zu geben oder sie ansonsten gezielt zu erforschen, um zu verstehen, ob sie begründeter Natur sind, oder wie sie geheilt werden können. Diese Zweifel sind menschlich, jede*r hat sie, jeweils in anderem Rahmen und Gewand – egal, ob Gründer*in, Angestellte*r oder Rentner*in. Dies ist einfach ein Teil unserer menschlichen DNA.
- Die Ungewissheit:
Ja, die gute alte Ungewissheit der Zukunft. Gerade bekommen wir sie sehr stark zu spüren. Corona ist nicht schön und gleichzeitig sehr lehrreich, denn zum ersten Mal seit langem wird unsere Lebenswahrnehmung tatsächlich kollectiv gechallenged. Wir sind dazu herausgefordert uns dem stetigen Wandel auszusetzen und ihn aktiv wahrzunehmen. Vor 2020 hatten wir vielleicht mehr Planungssicherheit – unterdessen würde ich behaupten, dass dies eine „scheinbare Sicherheit“ gewesen ist. Zurück zum Punkt. Ja, ich habe Ungewissheit darüber, was in der Zukunft passiert. Natürlich kann ich die Zukunft nicht genau planen und es gibt Tage, an denen mir dies Sorge bereitet. Fakt ist, dass dieser Zustand kommt und geht, es sind Phasen, in denen es mich stärker trifft – andere in denen ich es ohne Probleme wegstecken kann. Allerdings gibt es Trends, denen ich folgen kann und noch stärker ist der folgende Punkt: Mein Leben hat mich gelehrt, dass es eine immense Stärke ist, wenn ich mich auf mich fokussiere. Gerade in ungewohnten Umfeldern. (Mehr dazu nächste Woche in Text 2) - Die finanzielle Lage:
Ja, um ehrlich zu sein, ich kann gerade keine finanziellen Sprünge machen und viel auf die hohe Kante legen… Alles Verdiente geht in den (minimal)-Lebensunterhalt zurück sowie in die Unternehmung. Klar, wünsche ich mir mehr finanzielle Sicherheit – weiß aber auch, dass ich sie mir zukünftig erschaffen werde. Ich habe es selbst in der Hand, zu 100%. Dieser Gedanke ist befreiend und einschüchternd zugleich… denn was, wenn ich es nicht schaffe? Bin ich dann in Eigenverantwortung gescheitert? Was heißt das für mein Ego und mich? (Loop zum Punkt 1: Selbstzweifel 😀 in Kombination sind die Punkte echt hartnäckig) Aktuell habe ich mich damit abgefunden, dass ich (zumindest anfangs) meinen Preis dafür zahle, alles auf mein Herzensprojekt zu setzen. Hier Vollgas zu geben, denn ich bin sicher, wenn ich es Menschen und Unternehmen erleichtere selbst sinnfokussiert, kreativ und nachhaltig tätig zu sein – wird sich finanzieller Zugewinn „ganz von selbst“ generieren.
Zwischenfazit:
Ich bin davon überzeugt, dass ich und Unternehmer*innen per se dann etwas auf die Beine stellen, wenn sie lange genug, mit Kontinuität, vorwärts gehen. Vielleicht funktioniert es mit Umsetzungsidee Nr.1 bereits, vielleicht wird es aber auch erst etwas mit Gründungsidee Nr.5 oder Nr.20. Ich weiß nicht, was morgen kommt, aber ich weiß, dass ich solange weitergehen werde, bis mein Ziel „Arbeitgebende der Zukunft“ für andere zu sein, in die Tat umgesetzt ist! Und währenddessen werde ich das möglichste tun, um diesen Weg zu genießen!
Follow me on this path – extract your personal learnings & inspiration – or let it be 😀
Ich wünsche dir von ganzem Herzen, den Mut, den du brauchst, um den nächsten Schritt für deine eigene Impact-Idee zu gehen!! Du bist stärker und klüger als du glaubst, und nicht zu starten, heißt schon verloren zu haben…
Um es nicht bei den Downsides zu belassen, werde ich nächste Woche etwas von meinen Strategien teilen, die mich dabei unterstützen weiterzumachen, zu lernen und zu wachsen! Stay tuned und lass mich gerne wissen, was du von diesem Text mitnimmst oder welche Fragen du hast, denn dies würde mir eine große Freude bereiten!
Eine herzliche virtuelle Umarmung und ein Lächeln sendet dir,
Céline
PS: In meiner Überschrift habe ich übertrieben – gelogen habe ich nicht, das geht gegen meine Ethik. Ich habe in dem exakten Moment der Frage in mich hineingehorcht und konnte keine passenden Punkte finden. In Retrospektive fielen mir nun aber einige Aspekte ein, die ich als „hinzufügungs- und teilenswert“ erachte 🙂