Ikigai ist ein japanisches Lebenskonzept, auf das ich vor zirka einem Jahr zum ersten Mal gestoßen bin. Es hat mein Interesse geweckt, da es den ‚Sinn des Lebens‘ und die Erfülltheit, die man im Leben und seinem Sein erreichen kann, in für mich greifbare Komponenten aufteilt. Noch darüber hinaus verdeutlicht es, was ich selbst aus meiner Erfahrung für erstrebenswert erachte.
Vor allem merke ich, dass ich mich selbst auf dem Weg dahin befinde, mein eigenes Ikigai zu finden, oder es mir zu erarbeiten. Ich habe mich getrennt voneinander mit den einzelnen Komponenten befasst und komme nun Stück für Stück dem näher, diese vier zusammenzusetzen. Nicht, dass es ein statisches Konzept sei. Keinesfalls. Trotzdem können die unterschiedlichen Blickwinkel dabei helfen, die Perspektive zu bewahren, einzelne Schritte in ein größeres Bild einzuordnen.
Let’s see.
What you are good at:
Starten wir bei “what you are good at”. Dank meines international ausgerichteten BWL Studiums, bin ich gut ausgebildet in allem, was mit der den Komponenten und der Führung eines Unternehmens im Zusammenhang steht. Zumindest in Theorie. Vor allem aber bin ich darauf ausgebildet, ein Teil eines Unternehmens zu werden, dort eine Funktion in einer Abteilung auszuführen. Das ist aber mittlerweile eigentlich nicht der Ort, an dem ich mich sehe. Darüber hinaus merke ich, dass meine Stärken sich in zwei Bereiche aufteilen lassen. Einmal das „Experten- bzw. Fachwissen“ welches ich mir durch mein Studium, Praktika, Start-up und Auslandserfahrung und zusätzliche Quellen angeeignet habe (viiiele Bücker, Ted Talks uvm zum Thema Leadership, Motivation, Start-ups, Culture, Geschäftsmodelle, Innovation- & Changemanagement, …) und zum anderen das Wissen, was ich eher unterbewusst anwende. Sagen wir mein intuitives Wissen, welches durch Theorie UND Erfahrungswerte gewachsen ist.
Die beiden Formen könnte ich auch implizites und explizites Wissen nennen. Wobei explizites Wissen das Wissen darstellt, welches niedergeschrieben ist. Also notiert und verbreitbar ist. Implizites Wissen ist das Wissen, welches im Individuum selbst steckt, durch Erfahrungswerte gesammelt. Dieses ist schwieriger mit anderen teilbar. Meist wird das implizite Wissen erst durch einen Spiegel, eine herausfordernde Situation oder gute Fragen zum Vorschein gebracht.
Dabei ist es eine ziemliche Herausforderung überhaupt herauszufinden, wo sein persönliches Wissen liegt. Zumindest mir geht es so und ich vermute, anderen auch. Das eigene Wissen lässt sich versinnbildlichen mit einer Bibliothek voller Bücher, wobei nur ich selbst den Schlüssel zu dieser Bibliothek habe. Jemand anderes kann mich fragen, ob sie sich ein Buch ausleihen kann – dann kann ich abgleichen, ob ich dieses habe, oder nicht. Gleichzeitig kann ich nicht in die Bibliothek des anderen schauen, nur vermuten, oder nachfragen. Noch darüber hinaus bin ich der Überzeugung, dass viele von uns davon ausgehen, dass unsere Bibliotheken sehr identisch aussehen.
So ist es mir zumindest lange ergangen. Vor allem im Bezug auf mein implizites Wissen. Viele Dinge, die mir selbstverständlich sind, zB dass ich mit Menschen anderer Kultur nicht gleich umgehen kann, wie mit jemandem, der in Deutschland sozialisiert ist, mag bei jemand anderem auf mehr Unverständnis stoßen. Vor allem, da ich mich während meines Studiums viel mit Gleichgesinnten umgeben habe, kam es mir oft vor, als wüssten wir alle das Gleiche und als hätten wir alle mehr oder weniger, die gleichen Fähigkeiten.
Erst mit ein bisschen Abstand und mehr Reflektion auf die Sektion „what I am good at“ kann ich besser abgrenzen, was mir leichter fällt, als anderen Menschen in meinem Umfeld.
Helfen tun dabei z.B. Persönlichkeitstests und verschiedene Talentblickpunkte, oder eine genaue Analyse der bisher gemeisterten Herausforderungen im Leben. Wichtig dabei ist die Grunderkenntnis, dass wirklich jeder Mensch ein anderes Grundset an Stärken und Charakterzügen besitzt. (Siehe mein Artikel, Talententdeckung ist wie Kaffeetrinken).
What you love doing:
Als nächstes hat sich mir die Frage gestellt, „what do I love doing?“ Welche Aufgaben bereiten mir wirklich Spaß, was ist es, das mir leichtfällt, wo die Zeit bei verfliegt und ich in meinem Element bin?
Hier hat sich gezeigt, dass mein Studium mich auf diesen Blickwinkel wenig vorbereitet hat! Verrückte Sache. Ich habe mir nun selbst den Freiraum geschaffen zu erforschen, welche Aufgaben und Tätigkeiten mir tatsächlich Spaß bereiten. Was ist es, was ich tue, wenn ich mir wirklich frei aussuchen kann, was ich machen möchte?
Diese Herangehensweise beruht auf meiner Grundannahme, dass wir als Menschen in der Tätigkeit am besten sind und uns am meisten steigern können, in der wir uns wohl fühlen und unsere Stärken ausleben können. Unsere Stärken sind viel mehr steigerbar, als unsere Schwächen kompensierbar sind. Dies ist eine Sichtweise, die ich mehr für mich anwenden möchte.
Zum Beispiel konnte ich lernen, dass ich gerne schreibe, dass ich gerne mit Menschen bin und unter anderen Kulturen bin, dass es mir leichtfällt, mit verschiedenen Menschen in Kontakt zu sein. Ich mag es zu reflektieren, etwas Neues zu lernen, mich Herausforderungen zu stellen. Mich auszutauschen mit anderen, Energien zu spüren, zu wachsen, etwas zu kreieren, zu experimentieren, Grenzen auszutesten zu provozieren uvm.
What the world needs:
Über „what the world needs” habe ich mittlerweile sehr klare Vorstellungen: Mehr Liebe und Connection zwischen Menschen. Mehr gute Unternehmen, mehr Social Enterprises, mehr Vervollständigung der Sustainability Goals, weniger Wachstum, mehr radikale Wandel, mehr Sinn, weniger sinnloser Konsum, mehr Recycling und Umdenken, mehr Zurückbesinnung auf den Menschen und das „Mensch sein“, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Aus meiner Sicht ist alles davon erstrebenswert, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll 😀
Dies ist es im großen Blickwinkel – im kleineren möchte ich noch aktiv testen, was ich es, das ich kann und anbieten kann, was die Welt von mir gebrauchen kann? Was ist mein aktiver Mehrwert? Ich habe bereits mehrere Ideen, basierend auf der Lean Start-up Methodik, wie ich diese testen kann. Ich bin stolz auf mich, denn noch vor ein paar Monaten hätte ich mich keinesfalls getraut, dies so aktiv anzugehen – mich mit meinem Prozess so zu zeigen, wie ich es nun Schritt für Schritt vorhabe. Der Masterplan ist echt simpel, basierend auf GaryVee’s Vorbild – was, wenn ich das, was ich mir ausgemalt habe schaffe, und was, wenn ich meinen Weg dahin so dokumentiert habe, dass andere diesen Weg auch gehen können und es ihnen dabei noch einfacher fällt, als mir? Das wäre ein Traum!!
What you can be paid for:
Lange habe ich mich gefragt, was es denn ist, was ich liebe zu tun. Bisher habe ich in meinen Jobs nämlich meistens „what you can be paid for“ in die Tat umgesetzt und dort ebenso viele Menschen getroffen, die dies einfach tun. Man merkt ihnen allerdings oft an, dass sie nicht mit dem Herzen dabei sind. Dass es wirklich eher ein Job ist, bei dem es darum geht, ihre finanziellen Möglichkeiten zu sichern und sie sich meist eher in der in der Freizeit wirklich ausleben. Ich selbst möchte nicht in solch einen Zustand fallen. Mir graut davor. Gleichzeitig ist mir klar, dass es ein Luxus ist, dass ich mich mehr auseinandersetzen darf, als ‚nur‘ mein Geld zu verdienen.
Mir fällt dieser Punkt bisher am schwierigsten – gleichzeitig weiß ich, dass ich gerade eine sehr innovative Methode ausarbeite, mit der ich auch diese Hürde nehmen werde. „what I can be paid for“. Ja, ich glaube fest daran, dass sich diese Lücke in den folgenden Wochen bzw. Monaten schließen wird. Ich lebe nach der Philosophie, erst frei das zu tun, was mir Spaß macht, daraufhin wird sich eine Möglichkeit für einen, oder mehrere Einkommensströme finden. Frei nach dem Motto: Learning by doing. Es ist so naiv, wie es klingt. Falls ich damit auf die Nase fliegen sollte, kann ich immerhin meine Learnings mit euch teilen!! 😀
Kennt ihr das Ikigai Konzept? Hattet ihr vorher schon davon gehört? Was resoniert mit euch? Habt ihr euer Ikigai schon gefunden?
Ich bin gespannt darauf, mich mit euch auszutauschen!